Nach einer starken Erholung im Bitcoin Kurs sah die vergangene Woche einen Flash-Crash, als schwache Hände in den Bitcoin Futures aus dem Markt gespült wurden. Diese Woche reflektieren die Daten von Glassnode dieses Event und gehen dabei auch auf die jüngsten Angebotsdynamiken ein.

Der Bitcoin Kurs erlebte nach einer Phase der starken Erholung am vergangenen 07. September 2021 einen Flash-Crash. Zuvor wurde ein Monatshoch bei 52.849 USD erreicht, ehe es im Zuge des Abverkaufs dann auf zeitweise 42.843 USD ging. Eine der tragenden Faktoren dabei waren die Bitcoin Futures und Optionen, also die Derivatemärkte.

Zeitgleich kann im Effektivmarkt (Spot) der historisch signifikante Trend der Akkumulation durch Langzeitinvestoren weiterhin intakt beobachtet werden. Trotz eines historischen Abverkaufs aus dem Mai 2021 (mehr als 50 %), einer starken Erholung und eines anschließend erneut plötzlichen Abverkaufs, scheinen Langzeitinvestoren unbeirrt in ihrem Akkumulationsverhalten.

Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin Kurs von Glassnode
Bitcoin Kurs von Glassnode

Bitcoin Futures und Optionen führten den Flash-Crash an

Wie Bitcoin2Go bereits vergangene Woche berichtete, spielte offensichtlich die wachsende Gier in den Derivatemärkten rundum Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen in der vergangenen Woche aus. Das Resultat war ein Flash-Crash am 07. September 2021, welche den Bitcoin Kurs zeitweise um mehr als 10.000 USD fallen sah.

Das Event selbst war kein Black Swan, sondern ein sog. Shakeout, welcher des Öfteren in Märkten dafür sorgt, dass Einheiten eines zugrundeliegenden Basiswertes die Besitzer wechseln. Schwache Hände kapitulieren, starke Hände akkumulieren. Die Gesamtsumme an offenen Handelspositionen (Open Interest) in den Bitcoin Perpetual Futures, sah folglich einen Rückgang von 13,4 Mrd. USD auf ca. 9,4 Mrd. USD.

Die Gesamtsumme an offenen Handelspositionen (Open Interest) in den Bitcoin Perpetual Futures
Die Gesamtsumme an offenen Handelspositionen (Open Interest) in den Bitcoin Perpetual Futures

Ein genauer Blick in die Bitcoin Futures verrät dabei, dass der Abverkauf vom 07. September 2021 ein Long-Squeeze war (Massenliquidierung von Long-Positionen), welcher auf einen kurzen Short-Squeeze (Massenliquidierung von Short-Positionen) folgte. Auf dem Weg zu knapp 53.000 USD wurden knapp 80 % aller Shorts liquidiert.

Danach kippte das Sentiment abrupt. Infolgedessen liquidierte der Flash-Crash rund 68 % aller Long-Positionen, während die ausgelöste Korrektur scheinbar noch anhält.

Dominanz der Long-Liquidationen in den Bitcoin Futures
Dominanz der Long-Liquidationen in den Bitcoin Futures

In den Bitcoin Optionen konnte die Auswirkung des Flash-Crashs ebenfalls beobachtet werden. Das Handelsvolumen sah rasante Anstiege, als Marktteilnehmer zum Hedging ihrer Positionen eilten. Dies ist ein typisches Verhalten in diesem Jahr. Die Daten zeigen immer wieder erhöhte Aktivitäten in den Optionsmärkten während Korrekturen.

Handelsvolumen in den Bitcoin Optionen
Handelsvolumen in den Bitcoin Optionen

Die Funding Rate in den Perpetual Futures für Bitcoin und andere Kryptowährungen reagierte während des Flash-Crashs wie erwartet. Es kam zu einer kurzen Periode von negativen Funding Rates, welche bärisches Sentiment vermuten ließen. Doch dieses Bild änderte sich zügig, als die Raten wieder ins Positive wechselten.

Interessant ist dennoch zu beobachten, dass das Sentiment abkühlte. Denn die Funding Rates bleiben niedriger, verglichen zum Stand vor dem Flash-Crash. Dies legt nahe, dass Trader mit weniger Hebel arbeiten und der Risikohunger weniger wurde.

Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures
Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures

In der Gesamtumlaufmenge von Bitcoin regiert die Dormanz

Mit dem erneuten Review der Vorgänge in den Bitcoin Futures und Optionen vor, während und nach dem Flash-Crash sollte nun das Augenmerk auf dem Effektivmarkt (Spot) liegen. Den Start macht dabei die "Dormanz" in den Bitcoin-Angebotsdynamiken. Vereinfacht ausgedrückt: wie lange wurde BTC gehalten, ehe ausgegeben/verkauft. Dabei kristallisieren sich zwei Kernbeobachtungen heraus:

  1. Die Dormanz zeigte keinen Anstieg während des Flash-Crashs. Das legt nahe, dass die durchschnittliche Haltedauer von verkauften Bitcoins relativ kurz war, während Langzeitinvestoren keinen Anlass zur Distribution sahen.
  2. Die Dormanz nahm weiter zu. Dies ist erkennbar am Rückgang im Chartverlauf der Metrik selbst. Sie befindet sich wieder auf Niveaus aus 2020, noch ehe der Bullenmarkt richtig an Fahrt aufnahm.
7-Tages-Durchschnitt der Dormanz bei Bitcoin
7-Tages-Durchschnitt der Dormanz bei Bitcoin

Um die jugendliche Frische der verkauften Bitcoins während des jüngsten Flash-Crashs zu unterstreichen, lohnt sich die Metrik "Revived Supply". Diese kann sortiert werden nach spezifischen Haltedauern. Hohe Werte dieser Metrik würden dabei für einen Rückgang im Vertrauen gegenüber dem zugrundeliegenden Basiswert aufseiten der Investoren anzeigen.

Während der vergangenen Woche konnte allerdings kein solcher Rückgang beobachtet werden. Die Metrik angepasst auf eine Haltedauer von mindestens 1 Jahr sank sogar auf beachtlich niedrige Niveaus. Abermals Niveaus, welche noch 2020 vor dem Bullenmarkt beobachtet werden konnten. Im 7-Tages-Durchschnitt werden weniger als 2.500 BTC pro Tag mit einem Alter von 1 Jahr oder mehr verkauft.

Das ist ein Rückgang um das Neunfache, verglichen zum Januar 2021. Damals wurden mehr als 22.500 BTC pro Tag verkauft, als BTC zum ersten Mal bei 42.000USD gehandelt wurde.

Revived Supply
Revived Supply

Die bisherigen Beobachtungen können weiter bestätigt werden durch die Betrachtung von Coins, welche jünger sind als 3 Monate. Die Gesamtmenge des zirkulierenden Angebots dieser Bitcoins sank auf ein neues Allzeittief bei 15,9 %. Das bedeutet, dass 84,1 % aller sich im Umlauf befindenden Bitcoins aktuell länger als 3 Monate gehalten werden.

Volumen an BTC mit einer Haltedauer von weniger oder gleich 3 Monaten
Volumen an BTC mit einer Haltedauer von weniger oder gleich 3 Monaten 
[Prognose] Bitcoin (BTC) Prognose (09/2021) | Bitcoin2Go
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Die Makroakkumulation bei Bitcoin geht weiter

Langzeitinvestoren in Bitcoin, also sog. HODLer, sind diejenigen Marktteilnehmer, mit dem meisten Vertrauen in die langfristig positiven Aussichten für BTC. Glassnode definiert hier eine Haltedauer von mindestens 155 Tagen, um als HODLer zu gelten. Adressen mit weniger Haltedauer werden demnach den Kurzzeitinvestoren zugeordnet.

Vor 155 Tagen befand sich der Bitcoin Kurs im April 2021 und irgendwo in der Nähe von oder oberhalb von 60.000 USD. Alle Coins, die nach dem aktuellen Allzeithoch erworben wurden, sind demnach Kurzzeitinvestoren zuzuordnen. Ob diese dann zu HODLern werden oder nicht, spielt dabei zunächst keine Rolle.

Der nachfolgende Chart macht deutlich, dass vergangene Woche beim Wochenhoch von knapp 53.000 USD mehr als 16,8 % der Gesamtmenge in den Händen von Kurzzeitinvestoren im Profit lag. Dies unterstreicht das Ausmaß der Akkumulation der monatelangen Seitwärtsphase zwischen ca. 30.000 und 40.000 USD.

Gesamtmenge an Bitcoin im Profit von Langzeit- und Kurzzeitinvestoren
Gesamtmenge an Bitcoin im Profit von Langzeit- und Kurzzeitinvestoren

Es ist zudem ersichtlich, dass Langzeitinvestoren im Besitz von knapp 80 % aller BTC sind. Ein Niveau, welches bereits im Oktober 2020 zu beobachten war und damals zu einer extremen Verknappung des Angebots mit einhergehendem Preisanstieg (Supply Squeeze) führte. Dieser Supply Squeeze startete den Bullenmarkt. Und wir stehen, rein basieren auf On-Chain Daten, vor einem vermeintlich erneuten Supply Squeeze.

Gesamtmenge an Bitcoin in den Händen von HODLern
Gesamtmenge an Bitcoin in den Händen von HODLern

Es ist zweifelsfrei beeindruckend, wie das Volumen von BTC an der 155-Tage-Grenze seit Mai 2021 positiv bleibt. Eigentlich müsste nämlich das Gegenteil der Fall sein. Immerhin wurden große Mengen an Bitcoin während des 55-Prozent-Abverkaufs aus dem Mai 2021 im Minus auf den Markt geworfen. Doch die Akkumulation bei Langzeitinvestoren geht einfach ungestört weiter.

Aktuell wechseln rund 421.000 BTC im Durchschnitt jeden Monat von Kurzzeitinvestments zu HODLing. Wer sich hierbei vor Augen führt, dass selbst nach einem Crash um mehr als 50 % einfach weiter akkumuliert wurde, der wird vermutlich zu dem Ergebnis gelangen, dass diese Akkumulation weiter anhalten könnte.

Akkumulations- bzw. Distributionsverhalten von Langzeitinvestoren in Bitcoin
Akkumulations- bzw. Distributionsverhalten von Langzeitinvestoren in Bitcoin

Final noch ein Blick in das liquide bzw. illiquide Angebot. Diese Metrik alleine zeigt eigentlich schon, in welch einzigartiger Position sich der aktuelle Marktzyklus befindet. Mehr oder minder seit dem Start von Bitcoin wuchs das liquide Angebot an BTC immer weiter an. Nach der finalen Kapitulation des zurückliegenden Bärenmarktes aber wechselte dieser Trend.

Nach dem Black Swan Event aus dem März 2020 stieg dann die illiquide Umlaufmenge an Bitcoin kontinuierlich an. Mehr Coins verlassen die Krypto Börsen, mehr Coins landen in Cold Wallets. Selbst der historische Abverkauf aus dem Mai 2021 konnte an diesem Trend nichts wesentlich ändern. Trotz hoher Volatilität in 2021 halten und akkumulieren Langzeitinvestoren einfach weiter.

Liquides und illiquides Angebot von Bitcoin
Liquides und illiquides Angebot von Bitcoin

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 37/2021

Der jüngste Flash-Crash im Bitcoin Kurs wurde also angeführt durch die Derivatemärkte. Es kam nach zunehmend gierigen Sentiment zu einem Shakeout, welche schwache Hände aus dem Markt spülte und starken Händen den Einstieg erlaubte.

Weiterhin sehen wir auf Makroebene eine Akkumulation, welche beeindruckend nahelegt, dass wir uns bei Bitcoin vor einem erneuten Supply Squeeze befinden könnten. Die Gesamtmenge in den Händen von Langzeitinvestoren nimmt weiter zu, während die HODLer keinerlei Anzeichen machen in die Distribution übergehen zu wollen.

Das klingt natürlich alles sehr bullisch an einem Montag, an welchem der Bitcoin Kurs rot in die neue Woche startet. Und das ist nachvollziehbar! Denn Finanzmärkte sind erkennbar ineffizient in der Verarbeitung von Informationen und deshalb läuft der Preis oftmals den Fundamentals hinterher. Wir bleiben also rational und folgen bestenfalls dem Beispiel der HODLer: wir bewahren starke Hände.

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