Der ehemalige Bitcoin-Advokat und Unternehmer Jeff Berwick erklärt: So machte ich Millionen durch den Terra-Crash. Trotz ursprünglichem Desinteresse erreichte LUNA seine Aufmerksamkeit, während sonst niemand mehr an der Kryptowährung festhielt. Investoren, die alles verloren, gibt er Tipps, wie man diese kritische Situation überstehen kann.

Berwick: “Plötzlich liefen die Buy Orders aus”

Am 8. Mai begann der Zusammenbruch von Terra (LUNA). Bitcoin2Go berichtet zum Zeitpunkt über das Debakel. Über mehrere Tage fällt der Kurs der Kryptowährung LUNA immer weiter und wird schließlich nahezu wertlos.

Währenddessen – um den 13. oder 14. Mai – wird Jeff Berwick auf die Kryptowährung aufmerksam. Zwar habe er das Projekt im Vorfeld gekannt, aber “aus irgendeinem Grund”, so sagt er, „hat es mich nie wirklich erreicht.“

Als Berwick von dem außergewöhnlichen Zusammenbruch Wind bekam, wollte er sich die Sache genauer ansehen. Um ein Gefühl von der Preisentwicklung zu bekommen, öffnet er die Tradingübersicht auf Binance.

Während die Verkäufe mit ständig neuen LUNA in Höhe von Millionen und Milliarden geflutet wurden, sank die Nachfrage immer weiter.

Plötzlich liefen die Buy Orders aus. Ich habe vorher noch nie ein leeres Order Book gesehen.

Sagt der 51-Jährige in einem seiner Videos, die er auf LBRY hochlädt – einer Videoplattform, die das Prinzip YouTubes dezentralisieren will. Das sei der Punkt gewesen, an dem er merkte, dass er nun investieren müsse.

Ich wusste, ich mache jetzt entweder ein Vermögen oder verliere das Geld.

LUNA fällt auf ein Millionstel Cent

Berwick präsentiert seinen Zuschauern ein kurzes Video, das er mit seinem Smartphone filmte. Dabei sieht man den Trading-Bereich von Binance und wenige Buy Orders. Mit jeder Order wachsen die Dezimalstellen des Gebotes.

Als einziger Bieter entschloss sich Berwick, den Preis weiter nach unten zu treiben, doch die Handelsplattform stieß an ihre Grenzen. Es wäre lediglich möglich gewesen, maximal neun Millionen Coins auf einmal zu erwerben.

Diese hätten jedoch einen Gegenwert von zehn US-Dollar nicht unterschreiten dürfen. Andernfalls war ein Kauf technisch nicht mehr möglich.

An dieser Stelle wusste ich, dass der Preis nicht tiefer fallen kann.

Sagt Berwick, der LUNA in Tranchen von neun Millionen für einen Millionstel Dollarcent erwarb. Auf diesem Weg investierte er 5.000 US-Dollar für fünf Milliarden LUNA.

Das war unglaublich. Nur eine Woche zuvor hätten sie einen Wert von fast 500 Milliarden gehabt.

Schließlich kam es zu technischen Komplikationen auf der Krypto-Börse. Später wurde der Handel mit LUNA vorzeitig eingestellt. Berwick wechselte zwischenzeitlich zum Konkurrenten FTX und handelte weiter.

Nur zwei Tage später realisierte er die Gewinne, nachdem LUNA gestiegen war.

Daraus sind zwischen einer Million und zwei Millionen US-Dollar geworden. Ich habe außerdem noch ein paar Hundert Millionen LUNA. Wer weiß, vielleicht steigt der Kurs noch mal auf einen halben Cent.

Sagt er.

Berwick: „Die Kunst ist, ruhig zu bleiben“

Berwick ist als frühzeitiger Unterstützer des Bitcoin bekannt, dem er mittlerweile den Rücken kehrte. Mit dessen Entwicklung sei er über die vergangenen Jahre nicht länger zufrieden gewesen.

Der gebürtige Kanadier trat über mehrere Jahre als Finanzexperte im Fernsehen und beim Anlageberater Cambridge House auf. Dort sprach er sich für den Bitcoin aus und stand in dessen Frühphase auf weiter Flur allein da.

Bis heute engagiert er sich in der Krypto-Szene und ist vor allem unter seinem Künstlernamen The Dollar Vigilante (zu Deutsch etwa Der Dollar-Wachmann) bekannt. Als solcher kritisiert er die klassische Finanzwelt für fehlende Nachhaltigkeit und warnt vor ihren Folgen.

Freunde aus der Krypto-Szene hätten ihn vor der Investition in LUNA gewarnt. Sein Kollege Rafael Laverde hatte für Berwicks Investition nur Unverständnis.

Warum kaufst du das Zeug? Das fällt auf null!

Trotz der aufgeheizten Lage sei Berwick einfach ruhig geblieben und habe versucht, die Lage möglichst neutral einzuschätzen.

Ich war in der Lage, ruhig zu bleiben, nicht in Panik zu verfallen oder Angst zu haben. Es [LUNA] wird entweder überall delistet und wirklich überall auf null fallen oder es wird einen Abpraller geben, denn tiefer konnte es auf den Börsen nicht mehr fallen.

Terra-Crash kann als wichtige Lektion dienen

Berwick bemerkte, dass viele Menschen durch den Terra-Crash zu extremen Emotionen tendieren und durch große Verluste teilweise nicht mehr wissen, wie ihr Leben weitergehen soll.

Diese Personen will er beruhigen. Das Leben sei auch ohne Geld zu genießen. Er selbst habe nicht nur einmal, sondern sogar zweimal sämtliche Ersparnisse verloren, habe dennoch weitergemacht und sei längst Millionär.

Als Bankangestellter sei Berwick auf den Betrüger George Chelekis hereingefallen, der eine Rolle im bekannten Bre-X-Skandal spielte. Durch einen klassischen Pump and Dump verlor Berwick ein langfristig angespartes Vermögen, das er komplett in die Aktie investierte.

Nur wenige Sekunden nach dem Kauf habe er bereits realisiert, dass sämtliches Geld verloren ist. Das gab ihm den Ansporn, ein besserer Investor zu werden. Jahre später sei er bereits auf einem guten Weg gewesen.

Dennoch erreichte ihn während einer Liquiditätskrise erneut ein Totalverlust. Am Ende ist es doch nur Geld, so Berwick. Einen Weg, weiterzuleben und die Vorzüge des Lebens auszukosten, könne man dennoch immer wieder finden.

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